Staatstheater Mainz
Katja Hirsch |
Die
Zuschauer treffen sich im Mainzer Novotel, wo sie einem echten
Hoteldirektor begegnen können sowie einem Schauspieler in der Rolle
eines Hoteldirektors. Sie sind praktisch nicht voneinander zu
unterscheiden. In einem Konferenzraum stellt sich die Schauspielerin Katja Hirsch als Dokumentarfilmerin vor. Sie befasst sich mit dem
Themenbereich Wildnis & Arbeit, unter besonderer Berücksichtigung
des Amerikaners Tim Treadwell. Viele Sommer verbrachte er unter Bären,
bevor diese ihn 2003 töteten.
Aaufführung
Staatstheater Mainz: 26. Juni. www.staatstheater-mainz.de
Jetzt stellen sich Hotelangestellte vor, Schauspieler also, die
Hotelangestellte spielen. Während sie von ihren Aufgaben sprechen,
bewegen sie sich genussvoll an der Grenze zwischen Natürlichkeit und
jener Nuance, die das in die Parodie kippen lässt. Sie imitieren eine
Talkshow-Wirklichkeit, in der Menschen ja ständig quasi sich selbst
spielen. Nun wüsste man gerne, was die echten Hotelangestellten dazu
sagen. Aber schon geht es hinaus ins Freie auf einen Rundgang durch ein
Mainzer Wohnviertel, das sich kein Kulissenbauer besser hätte ausdenken
können.
Eine Ausgrabungsstätte wird dabei zur
Bärengrube, in der die Filmerin Kontakt zu einem als Bären verkleideten
arbeitslosen Schauspieler (Lorenz Klee) aufzunehmen versucht. In einem
bunt gekachelten Wasserbassin lernen wir flüchtig Tims Eltern kennen.
Eichhörnchen Willy sei sein Freund gewesen, erzählen sie. In einer
Platane mit Blick über die Stadt hockt Katharina Knap als Baumbesetzerin
und Tims frühere Freundin und politisiert.
Auf der
Studiobühne Tic, die wir umgeben von mit Fähnchen winkenden Führern,
schließlich erreichen, erzählen die unechten Arbeitnehmer im
Dschungelcamp-Ambiente noch einmal ausführlicher von sich. "Ich brenne
für diesen Beruf", sagt der Koch (Thomas Kornack), und sein
Lieblingslehrling (Felix Mühlen) sagt: "Wenn mein Chef sagt, spring' vom
Hochhaus, dann mach' ich das." Das sind große Momente in einer
witzigen, aber doch richtungslosen Aneinanderreihung von Assoziationen.
Wer gehofft hat, Schrecken und Wucht des modernen Lebens zu begegnen
(Wildnis & Arbeit!), geht leer aus.
Den Redefluss
der Beteiligten kann die Filmerin dabei kaum in den Griff bekommen. In
der Tat: Der Mensch redet so lange, bis ihm garantiert niemand mehr
zuhört.