Staatstheater Mainz
Hinterher kann man dann weitersehen
Das Mainzer "Frühlings Erwachen!" spielt in einer Welt, die
man mündlich abgespacet nennen könnte, und schriftlich auch, bliebe
nicht diese Ungewissheit, wie das geschrieben wird.
Eine
schneeweiße Rampe und schräge schneeweiße Wände sind mit Löchern
versehen, gerade groß genug, um Menschen oder Requisiten
hindurchzustecken. Es gibt auch ein in den Boden gelassenes Rechteck,
das das Taxi von Moritz' Vater darstellt. Lichtjahre davon entfernt
leuchtet das Taxi-Schild an einer Wand. Na so was.
Ein
Riesenkreis an der schrägen Decke ist eine Leinwand. Martha, Tatjana
Kästel, von ihren Eltern geschlagen, ratlos, wie es 14-Jährige noch
nicht sein sollten, kauert sich in ein Loch, das eine Art Bassin ist.
Auf der Leinwand sieht man sie vorm Sprung in den Pool. Thomas Prazak
als Hänschen macht Live-Aufnahmen, von den Schauspielern, vom Publikum.
Auch kommentieren die Figuren per Video ihr Leben, wie es aus Doku-Soaps
vertraut ist.
Das Leben kennt keine Gemeinsamkeit." Wenn aber Johanna Paliatsou, Wendla, und Katja Hirsch, Ilse, auf dem Moped auf der Stelle sausen - da sieht man mal, was Theater alles kann -, will die Zuschauerin doch wieder an Freundschaft glauben. Und wenn Lorenz Klees Moritz sich über seine Versetzung freut, dann will sie an das Glück glauben.
Und dann kommt Mama
Bergmann, Wendlas Mutter, Friederike Bellstedt, und es fällt einem
wieder ein, wie unangenehm es ist, erwachsen zu sein. Und dann versteht
sich Wendlas Mutter wirklich gut mit Moritz' Vater, dem Taxifahrer, und
es fällt einem wieder ein, wie angenehm es ist, erwachsen zu sein. Und
so weiter.
Die Darsteller tun nicht so, als wären sie
jünger, als sie sind. Sie tun vielmehr so, als seien sie bei aller
Überkandideltheit in einem auf dem Theater ungewohnten Ausmaß sie
selbst. Ein toller Effekt in diesem irren Kosmos.
Staatstheater Mainz, Kleines Haus: 28. Februar, 6., 14., 27. März.