Samstag, 26. Mai 2012
Freitag, 18. Mai 2012
Theaterkritik nachtkritik.de
Weltrettung, weichgespült
von Esther Boldt
Mainz, 18. September 2008. Helden
sind durch. Wenn Batman seine Stadt nicht vor einem tollwütigen Clown
schützen kann, wie soll dann ein Mann namens Mörchen die Welt retten?
Aber Mörchen kann. Und Mörchen wird. Andere denken kleinteilig, kaufen
ein paar Quadratmeter Regenwald und gehen in den Biosupermarkt. Bei all
der Komplexität heute wissen sie einfach nicht, wo die Revolution
stattzufinden hat. Doch Mörchen weiß, was die Stunde geschlagen hat, er
hat eine Vision, die er mit pfeilgerader Sturheit verfolgt.Katja Hirsch |
Den Klimawandel bei den Hörnern packen!
Wie die Hauptfigur in "Genannt Gospodin", dem vorigen Stück des 1978
geborenen Autors, ist auch Mörchen ein schrulliger, ewig unverstandener
Einzelgänger. Gern nimmt Philipp Löhle
sich selbsternannte Aussteiger und Systemverweigerer vor. Sie sind
tragikomische Figuren, Sympathieträger und Nervensägen mit
Niedlichkeits- und Lächerlichkeitstendenz. "Die Kaperer", uraufgeführt
von Jette Steckel im März am Schauspielhaus Wien, ist eine boulevardeske
Öko-Fabel, deren Heldenidiot den Klimawandel bei den Hörnern packt,
während seine Freunde sich in ihrem Alltag sauwohl fühlen.Mörchen wird sein Meisterwerk nicht überleben. Wenn es sich schließlich aus den Fluten erhebt, ersäuft sein Erfinder im Keller. Löhle dreht achselzuckend Utopielosigkeit, Ökowahn und Gutmenschentum durch die Spaßmühle und guckt, was hinten rauskommt. Das wirkt ungemein aktuell, ist zweifelsohne unterhaltsam und läuft wie am Schnürchen. Einen klaren Standpunkt aber vermeidet das Stück wohlweislich, und diese ironische Offenheit ist Stärke und Schwäche zugleich.
Regisseurin Maria Åberg schafft bei der deutschen Erstaufführung in Mainz zumindest in einer Hinsicht Eindeutigkeit: Mit Mörchen ist alles in Ordnung. Es ist seine Umwelt, die total irre ist. Die einfach keine Ahnung hat, außer vielleicht von Küchenpsychologie. Seine hochschwangere Frau Biene (Katja Hirsch) betrachtet ihren Erfindergatten von Anfang an so, als käme er von einem anderen Stern. Denkt er laut über die tiefere Botschaft des Wassers nach, guckt sie demonstrativ weg und schämt sich. Und spätestens als sie ihn "E-h-e-mann" nennt, das Wort zerdehnt, als sei es fremd und grotesk, ist klar: Das wird nichts.
Donnerstag, 17. Mai 2012
Theater - Liste - Schauspiele
Katja Hirsch
Theaterschauspielerin aus Berlin
Theater
Schauspielhaus Graz
Staatstheater Mainz
verschiedene Gastengagements
2011/2012 Kammertheater Karlsruhe
`Wolfgang Amadeus Mozart´ Constanze (Ingmar Otto)
`Harold und Maude´ Heiratskandidatinnen (Ingmar Otto)
2010 Tribüne Berlin
`Mondscheintarif´ Cora Hübsch (Hans Schernthaner)
2006 – 2009 Engagement am Staatstheater Mainz
`Clavigo´ Marie (Cornelia Crombholz)
`Nachtwache´ Pia, Lola (Constanze Kreusch)
`How love is spelt´ Peta (Hannah Rudolph)
`Reigen´ Dirne (André Rößler)
`Des Teufels General´ Anne Eilers (Cornelia Crombholz)
`Der Hauptmann von Köpenick´ Frau Hoprecht (Jürgen Bosse)
`Peer Gynt´ Die Grüne, Ingrid (Philip Tiedemann)
`Weck mich auf bevor Du gehst´ Stefanie Seiffert (Helmut Köpping)
`Die Kaperer´ Biene (Maria Aberg)
`Die kleine Hexe´ Hexe, Grete (Marcus Mislin)
`Frühlings Erwachen´ Ilse (André Rößler)
`Leonce und Lena´ Gouvernante (Hannes Rudolph)
2004 – 2006 Engagement am Schauspielhaus Graz
`Endstation Sehnsucht´ Stella (Barbara Weber)
`Macht der Gewohnheit´ Spassmacher (Marc von Henning)
`Das Fest´ Helene D. Epstein (Marcus Mislin)
`Der Weibsteufel´ Weib (Constanze Kreusch)
`Damals vor Graz´ Sie (Philip Tiedemann)
`Anatol´ Annie (Marc von Henning)
`Amphitryon´ Alkmene (Martin Oelbermann)
2003 Theater Biel – Solothurn
`Sekretärinnen´ Sekretärin (Barbara Grimm)
fr-online.de Staatstheater ainz
Staatstheater Mainz
Hinterher kann man dann weitersehen
Das Mainzer "Frühlings Erwachen!" spielt in einer Welt, die
man mündlich abgespacet nennen könnte, und schriftlich auch, bliebe
nicht diese Ungewissheit, wie das geschrieben wird.
Eine
schneeweiße Rampe und schräge schneeweiße Wände sind mit Löchern
versehen, gerade groß genug, um Menschen oder Requisiten
hindurchzustecken. Es gibt auch ein in den Boden gelassenes Rechteck,
das das Taxi von Moritz' Vater darstellt. Lichtjahre davon entfernt
leuchtet das Taxi-Schild an einer Wand. Na so was.
Ein
Riesenkreis an der schrägen Decke ist eine Leinwand. Martha, Tatjana
Kästel, von ihren Eltern geschlagen, ratlos, wie es 14-Jährige noch
nicht sein sollten, kauert sich in ein Loch, das eine Art Bassin ist.
Auf der Leinwand sieht man sie vorm Sprung in den Pool. Thomas Prazak
als Hänschen macht Live-Aufnahmen, von den Schauspielern, vom Publikum.
Auch kommentieren die Figuren per Video ihr Leben, wie es aus Doku-Soaps
vertraut ist.
Das Leben kennt keine Gemeinsamkeit." Wenn aber Johanna Paliatsou, Wendla, und Katja Hirsch, Ilse, auf dem Moped auf der Stelle sausen - da sieht man mal, was Theater alles kann -, will die Zuschauerin doch wieder an Freundschaft glauben. Und wenn Lorenz Klees Moritz sich über seine Versetzung freut, dann will sie an das Glück glauben.
Und dann kommt Mama
Bergmann, Wendlas Mutter, Friederike Bellstedt, und es fällt einem
wieder ein, wie unangenehm es ist, erwachsen zu sein. Und dann versteht
sich Wendlas Mutter wirklich gut mit Moritz' Vater, dem Taxifahrer, und
es fällt einem wieder ein, wie angenehm es ist, erwachsen zu sein. Und
so weiter.
Die Darsteller tun nicht so, als wären sie
jünger, als sie sind. Sie tun vielmehr so, als seien sie bei aller
Überkandideltheit in einem auf dem Theater ungewohnten Ausmaß sie
selbst. Ein toller Effekt in diesem irren Kosmos.
Staatstheater Mainz, Kleines Haus: 28. Februar, 6., 14., 27. März.
fr-online zitate
Staatstheater Mainz
Katja Hirsch |
Die
Zuschauer treffen sich im Mainzer Novotel, wo sie einem echten
Hoteldirektor begegnen können sowie einem Schauspieler in der Rolle
eines Hoteldirektors. Sie sind praktisch nicht voneinander zu
unterscheiden. In einem Konferenzraum stellt sich die Schauspielerin Katja Hirsch als Dokumentarfilmerin vor. Sie befasst sich mit dem
Themenbereich Wildnis & Arbeit, unter besonderer Berücksichtigung
des Amerikaners Tim Treadwell. Viele Sommer verbrachte er unter Bären,
bevor diese ihn 2003 töteten.
Aaufführung
Staatstheater Mainz: 26. Juni. www.staatstheater-mainz.de
Jetzt stellen sich Hotelangestellte vor, Schauspieler also, die
Hotelangestellte spielen. Während sie von ihren Aufgaben sprechen,
bewegen sie sich genussvoll an der Grenze zwischen Natürlichkeit und
jener Nuance, die das in die Parodie kippen lässt. Sie imitieren eine
Talkshow-Wirklichkeit, in der Menschen ja ständig quasi sich selbst
spielen. Nun wüsste man gerne, was die echten Hotelangestellten dazu
sagen. Aber schon geht es hinaus ins Freie auf einen Rundgang durch ein
Mainzer Wohnviertel, das sich kein Kulissenbauer besser hätte ausdenken
können.
Eine Ausgrabungsstätte wird dabei zur
Bärengrube, in der die Filmerin Kontakt zu einem als Bären verkleideten
arbeitslosen Schauspieler (Lorenz Klee) aufzunehmen versucht. In einem
bunt gekachelten Wasserbassin lernen wir flüchtig Tims Eltern kennen.
Eichhörnchen Willy sei sein Freund gewesen, erzählen sie. In einer
Platane mit Blick über die Stadt hockt Katharina Knap als Baumbesetzerin
und Tims frühere Freundin und politisiert.
Auf der
Studiobühne Tic, die wir umgeben von mit Fähnchen winkenden Führern,
schließlich erreichen, erzählen die unechten Arbeitnehmer im
Dschungelcamp-Ambiente noch einmal ausführlicher von sich. "Ich brenne
für diesen Beruf", sagt der Koch (Thomas Kornack), und sein
Lieblingslehrling (Felix Mühlen) sagt: "Wenn mein Chef sagt, spring' vom
Hochhaus, dann mach' ich das." Das sind große Momente in einer
witzigen, aber doch richtungslosen Aneinanderreihung von Assoziationen.
Wer gehofft hat, Schrecken und Wucht des modernen Lebens zu begegnen
(Wildnis & Arbeit!), geht leer aus.
Den Redefluss
der Beteiligten kann die Filmerin dabei kaum in den Griff bekommen. In
der Tat: Der Mensch redet so lange, bis ihm garantiert niemand mehr
zuhört.
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